Geschichte
Am Zusammenfluss von Main und Rhein entstand bereits 13 v.Chr. eine römische Militärbasis zur Sicherung des Limes und für die Eroberung Germaniens. Mogontiacum (lat. für Mainz) wurde hier für 500 Jahre zu einer pulsierenden, römischen Legionsstadt mit Kriegshafen, Rheinbrücke und Castellum. Der Drususstein, das Römische Theater, aber auch das Römisch-Germanische Museum im Residenzschloss zeugen von dieser bedeutenden Epoche.
Ab dem 3.Jh. entstand eine römische Stadtmauer die ab dem 9.Jh. zur mittelalterlichen Stadtbefestigung ausgebaut wurde. 1163 wurde diese auf kaiserlichen Strafbefehl wieder geschleift - weil die Mainzer Stadtbevölkerung während eines Aufstands den Bischof Arnold von Seelenhofen meuchelte. Ab dem 13.Jh., als sich die Wogen geglättet hatten, wurde sie wieder auf- und bis auf 5m Höhe ausgebaut. Stadttore und Türme kamen hinzu.
Ab 1620 wurde Mainz zur barocken Festung der Kurfürsten ausgebaut. Auf dem Jakobsberg entstand die Schweickhardsburg - Geschützstellungen und Schanzen wurden errichtet.
Ab 1655 ließ Kurfürst Johann Philipp von Schönborn die Zitadelle anstelle der Schweickhardsburg erbauen und den Bastionenring erweitern. Zwischen 1792 und 1814 war Mainz überwiegend französische Grenz- und Offensivfestung mit vielen Belagerungen.
1793 beschrieb Johann Wolfgang Goethe als Augenzeuge die Belagerung von Mainz durch Preußen - Österreich - Sachsen - Bayern und Hessen in deren Verlauf die Franzosen nach 2 Monaten kapitulierten. Erst 1797 kamen sie wieder und blieben bis 1814. In dieser Zeit weilte Napoleon 9 Mal in Mainz.
Nach der Übergabe an die Deutschen 1814 erfolgte bis 1866 der Ausbau zur Festung des Deutschen Bundes. Im Verbund mit den anderen aufgerüsteten Bundesfestungen Ulm - Rastatt - Landau und Luxemburg sollte ein erneuter Einfall Frankreichs verhindert werden. Bei einer Explosion des Mainzer Pulvermagazins flog der Giebelstein des Gebäudes 500m weit in die Altstadt und liegt heute noch dort.
1870 bis 1918 entstand die Reichsfestung Mainz mit einem weiteren Befestigungsring aus über 300 Bunkern und Stellungen inklusive Festungsbahn zur Versorgung. Die Zitadelle wurde als Kriegsgefangenenlager genutzt. Der Versailler Vertrag besiegelte schließlich das Ende von Mainz als Festungsstadt und großflächige Schleifungen begannen, die sich vor allem auf den Bunkerring konzentrierten.
Im 2. Weltkrieg wurde auf der Zitadelle erneut ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet, die unterirdischen Festungsgänge dienten als Luftschutzräume. Von 1945-1955 bezog die französische Besatzungsmacht die Zitadelle und ließ zerstörte Gebäude teilweise wiederherrichten.
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Architektur
In Mainz befinden sich auch heute noch viele architektonische Highlights aus der langen Befestigungsgeschichte. Berühmte Baumeister, wie Johann Maximilian von Welsch, waren an dieser Entwicklung beteiligt. Sehenswert ist natürlich die Zitadelle mit ihrem klassischen Grundriss, den vier Bastionen und dem Torhaus. Beeindruckend sind auch die Rheintore und Kaponnieren oder das Gautor.
Der Kommandantenbau auf der Zitadelle
Zur Stadt hin ragt der über dem Westeingang errichtete Kommandantenbau auf. Er wurde 1696 unter dem Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn errichtet und diente dem jeweiligen Festungskommandanten als Dienstsitz. Der Bau besteht aus drei Flügel und ebenso vielen Stockwerken. Eine große Terrasse liegt zwischen den Flügeln. Gekrönt wird das rot-weiß gestrichene Gebäude von einem "Mansarddach" - dem ersten in Mainz überhaupt. 1833 wurde zwar noch ein zusätzliches Stockwerk draufgesetzt und so das Mansarddach zerstört, aber die französische Besatzungsmacht ließ es nach dem 2. Weltkrieg wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen.
Unter dem Kommandantenbau liegt die um 1660 errichtete Toranlage, durch die heute die meisten Besucher in die Zitadelle gelangen. Früher direkt unter dem Wall hindurchgehend, wurde sie beim Bau des Kommandantenbaus in diesen integriert.
Zur Stadt hin steht das vom italienischen Architekten Antonio Petrini geschaffene barocke Tor. Seine Eigenart waren die hervorkragenden Sandsteine, die den Charakter des Wehrbaus verstärken sollten und die Schrecken erregende "Steinfratze". Oben im Giebelfeld halten zwei Löwen das Wappen des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn, dem Bauherr der Zitadelle. Es zeigt in vier Feldern das doppelte Mainzer Rad, der Rechen des Herzogtums Franken und die Fahne für das Bistum Würzburg. Über diese Gebiete herrschte Johann Philipp um 1660. In der Mitte prangt als Herzschild das Familienwappen von Johann Philipp von Schönborn: ein Löwe, der über den fränkischen Rechen läuft. Der schönborn'sche Löwe besitzt im Übrigen bei näherem Hinsehen zwei Schwänze. Warum dies so ist, ist bis heute ungeklärt.
An die ehemals vorhandene Zugbrücke erinnern die Führungsrollen links und rechts des Torbogens. Betritt der Besucher den Torgang fällt ihm gleich der eigenartige Knick auf: er ermöglichte es einen eindringenden Feind frontal unter Feuer zu nehmen und nicht nur von der Seite her, wie es bei einem geraden Gang der Fall gewesen wäre. Ein Fallgitter und ein Loch, aus dem man Unrat über die Eindringlinge kippen konnte, dienten als zusätzliche Sicherung. Sie verloren aber ihre Funktion als über der Toranlage der Kommandantenbau errichtet wurde.
Im Tordurchgang findet man auch zwei Steine mit Inschriften. Beide wurden wohl erst nachträglich an diese Stelle versetzt. Der kleinere Stein benennt den Erbauer und ersten Burgvogt der Zitadelle: Adolph von Waldenburg. Der größere Stein trägt das Wappen des Kurfürsten Georg Friedrich v. Greiffenklau zu Vollrads (rechts) - unter dem 1629 die Schweickhardtsburg fertig gestellt wurde - und das Wappen des Mainzer Domkapitels (links).
Gautor
Die Gaupforte war im mittelalterlichen Mainz neben dem Münstertor die wichtigste Verbindung von der Stadt ins Umland. Das Wort "Gau" kommt aus dem Mittelhochdeutschen und heißt soviel wie "Land" oder "Gegend". Die mittelalterliche Gaupforte bestand genau genommen aus drei Pforten: der inneren, mittleren und äußeren Gaupforte. Während sich über der mittleren Pforte der Brückenturm erhob, wurde die äußere Gaupforte durch den Martinsturm gesichert. Zwischen innerer und äußerer Pforte lagen rund 150 Meter.
Bereits 1462 während der Stiftsfehde errang die Gaupforte traurige Berühmtheit: gerade an dieser, vermeintlich am besten gesicherten Stelle der mittelalterlichen Stadtbefestigung, gelang den Truppen Adolfs II. von Nassau der Durchbruch. Damit wurde nicht nur die Fehde zwischen ihm und Dieter von Isenburg beendet, sondern auch die rund 200jährige Geschichte der "freien" Stadt Mainz.
Während der Schwedenzeit (1631-36) wurde das Gautor mit einem Erdwall umgeben. Im Zuge der Errichtung des bastionären Festungsrings um Mainz in den 1650er Jahren unter Kurfürst Johann Philipp von Schönborn wurde ein gemauerter Querwall mit einer Durchfahrt anstelle der Gaupforten angelegt. Diese Durchfahrt war sowohl zur Stadt, als auch zum Land hin mit einer Fassade versehen. Die erhalten gebliebene äußere Gautorfassade weist römisch-barocke Stilmerkmale auf. Im Giebel des Tores ist der heilige Martin mit zwei Bettlern (seit 2002 eine Kopie) zu sehen. Vor dem Tor war eine große steinerne Brücke angelegt, die den Festungsgraben überwand.
Die innere und mittlere Gaupforte mussten dem neuen Gautor weichen. Das äußere Gautor mit dem Martinsturm blieb allerdings innerhalb der Bastion Martin, die sich nördlich an das Gautor anschloss, bestehen - bis am Nachmittag des 18. Novembers 1857 ein benachbartes Pulvermagazin explodierte.
1896 wurden Gautor und Festungswall niedergelegt und der davor befindliche Graben zugeschüttet. Nur die heftigen Proteste der Mainzer Bevölkerung bewahrten das Gautor vor seiner Zerstörung. Bis es allerdings wieder in die Nähe seines ursprünglichen Standortes gelangte, sollten gut hundert Jahre vergehen. Erst 1998 wurde die Fassade des Gautores nahe ihrem ursprünglichen Standort - am Eingang zur Gaugasse - aufgestellt.